DANA LORENZ
DIE SCHNELLE  MARK 2025
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Die schnelle Mark thematisiert die übereilte und gescheiterte Währungsreform nach dem Fall der Mauer in Deutschland ab dem Jahr 1990. Im „postnationalen Selbstverständnis“ (Böick, 2018) der Kohl-Ära wurde die D-Mark einerseits auf das Symbol westdeutschen Wohlstands und das damit verbundenen Konsumversprechen reduziert, andererseits gab man sich große Mühe einen einseitigen Narrativ zu prägen: „Gutes Geld in eine falsche Wirtschaftsordnung zu stecken, das ruiniert auch noch das gute Geld“. (Otto Graf Lambsdorff, ehemaliger Bundeswirtschaftsminister, FDP) 

Dabei wurde nicht der Zusammenschluss zweier Währungen, sondern die Ausdehnung des westdeutschen Währungsgebietes auf die ehemalige DDR verfolgt. Ad hoc verloren die ostdeutschen Betriebe ihre Zahlungsfähigkeit, da sie nun Löhne und andere Verpflichtungen im Wert der „neuen“ D-Mark zahlen mussten. Der Umtausch von privaten Kapital und Ersparnissen wurde nach Altersgruppen gestaffelt und schlug ab einem bestimmten Wert in den Wechselkurs 2:1 um, so dass das Vermögen um 50% schrumpfte.

Die Münze als harte und vielversprechende Währung steht im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit. Durch literarische Textfragmente, die hier und da auftauchen, wird das Objekt mit biografischen, poetischen und vor allem persönlichen Reflexionen umkreist 
THE HASTY MARK2025
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The Hasty Mark addresses the rushed and failed currency reform following the fall of the Berlin Wall in Germany from 1990 onward. In the “post-national self-conception” (Böick, 2018) of the Kohl era, the Deutsche Mark was reduced to a symbol of West German prosperity and the associated promise of consumption. At the same time, great efforts were made to establish a one-sided narrative: “Putting good money into a flawed economic system ruins even the good money.” (Otto Graf Lambsdorff, former Federal Minister of Economics, FDP)

Rather than merging two currencies, the goal was the expansion of the West German monetary system into the former GDR. Practically overnight, East German businesses lost their liquidity, as they were now required to pay wages and other obligations in the value of the “new” Deutsche Mark. The exchange of private capital and savings was staggered according to age groups and, beyond a certain amount, converted at a 2:1 exchange rate, thereby reducing assets by 50%.

The coin, as a hard and promising currency, is at the center of the artistic work. Through literary text fragments that appear here and there, the object is encircled by biographical, poetic, and, above all, personal reflections.




Die Berliner Künstler*in Dana Lorenz (*1984) setzt sich in der künstlerisch-forschenden Praxis mit der thematischen Verwobenheit von Klassismus, queeren Körperpolitiken und biografischen Erfahrungen auseinander. Aus dieser Recherche entstehen raumgreifende Installationen, eine Assemblage aus skulpturalen Objekten, Fotografien und Texten, die essayistisch und assoziativ, humorvoll und reparativ geschrieben sind. Das Schreiben an der Schnittstelle zur bildenden Kunst ist ein wichtiger Teil Lorenz´ künstlerischer Praxis geworden und verkörpert weder eine akademische, noch eine rein literarische Textproduktion, sondern ist vielmehr ein integraler Bestandteil der visuellen Praxis. 

Aufgewachsen in einem Arbeiter*innenmilieu im Ost-Berlin der Nachwendezeit, widmet sich Dana Lorenz Erfahrungen von gesellschaftlichem Ausschluss und Teilhabe, in denen Momente zwischen Scham und Widerständigkeit zur individuellen Zerreißprobe werden. Die prägende Nachwendezeit der 90er/2000er Jahre und die zeitgenössische Reflexion Lorenz´ hinterfragt kritisch das Narrativ der „Wiedervereinigung als Erfolgsgeschichte“.

Seit 2015 leitet Dana Lorenz zusammen mit Fine Bieler die unabhängige Künstler*innen- & Publikationsplattform Edizione Multicolore. Die Plattform bietet Raum für persönlichen und künstlerischen Austausch, sowie selbstbestimmtes Publizieren, im Feld der unabhängigen Verlage. Dana ist Teil des Glitter-Kollektivs, die in regelmäßigen Abständen Die Gala der Literaturzeitschriften publiziert, insgesamt erschienen sieben Ausgaben. 2024 publizierte Dana Lorenz mit Sophia Kesting zusammen das Künstler*innen-Buch Asphalt, Steine, Scherben (Publikation: 296 Seiten, 24 × 30cm; Softcover; fadengeheftete Broschur mit bedruckten PVC Umschlag und eingelegten Leporello; Offsetdruck; Text: Christin Müller) erschienen im Vexer Verlag, Berlin.

27.03.–19.06.2025, Zunge [Glossar], Brüche, Lücken, Sprünge – Queere Zeitlichkeiten, Queer Museum, Wien / 01.– 28.03.2025, Asphalt, Steine, Scherben, im Rahmen von EMOP, Vexer Verlag Berlin / 22.03. performative Lesung, Zarter Müllhaufen, BETON #23, Berlin

The Berlin-based artist Dana Lorenz (*1984) explores the thematic entanglement of classism, queer body politics, and biographical experiences in their artistic-research practice. This research gives rise to large-scale installations—an assemblage of sculptural objects, photographs, and texts that are written in an essayistic and associative, humorous and reparative manner. Writing at the intersection of visual arts has become an essential part of Lorenz’s artistic practice. It does not conform to academic or purely literary text production but is instead an integral component of their visual practice.

Growing up in a working-class environment in post-reunification East Berlin, Dana Lorenz focuses on experiences of social exclusion and participation, in which moments oscillating between shame and resistance become an individual test of endurance. The formative post-reunification period of the 1990s and early 2000s, along with Lorenz’s contemporary reflections, critically challenge the narrative of “reunification as a success story.”

Since 2015, Dana Lorenz has co-directed the independent artist and publishing platform Edizione Multicolore together with Fine Bieler. The platform provides space for personal and artistic exchange, as well as self-determined publishing within the field of independent publishing. Dana is also part of the Glitter Collective, which regularly publishes Die Gala der Literaturzeitschriften—seven issues have been released to date. In 2024, Dana Lorenz co-published the artist’s book Asphalt, Steine, Scherben with Sophia Kesting (Publication: 296 pages, 24×30 cm; softcover; thread-stitched brochure with printed PVC cover and inserted leporello; offset printing; text by Christin Müller) through Vexer Verlag, Berlin

27.03.–19.06.2025, Zunge [Glossar], Brüche, Lücken, Sprünge – Queere Zeitlichkeiten, Queer Museum, Wien / 01.– 28.03.2025, Asphalt, Steine, Scherben, im Rahmen von EMOP, Vexer Verlag Berlin / 22.03. performative Lesung, Zarter Müllhaufen, BETON #23, Berlin



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